�Thalsaal� heißt er heute, und
das hat seinen Grund. Im Gegensatz zu früheren Jahrzehnten befindet sich
das alte Gasthaus nicht mehr im Besitz von Wirtsleuten, sondern vom
Selbsthilfeverein Dorfgemeinschaft Thal. Der hat sich im Jahr 1989
gegründet, damit das zentral gelegene Haus samt Dorfladen �nicht in
falsche Hände gerät�, wie Günther Wirthensohn, Obmann des Vereins,
erklärt.
Vor allem ging es den Thalern vor
knapp 20 Jahren darum, die Nahversorgung für die 370 Einwohner zu
sichern. Jahrelang wurden Gebäude und Gasträume liebevoll saniert. Die
Wirtschaft hat der Verein nur ganz kurz selbst geführt, jetzt ist sie
verpachtet. Den Laden betreibt ein Sulzberger Einzelhändler als Filiale,
an die Gemeinde ist ein Probenraum für den Musikverein vermietet, und
auch die kleinste Bank Vorarlbergs, die Raiffeisenbank Langen-Thal,
betreut hier in einer Geschäftsstelle ihre Kunden. Diese vier Nutzungen
der �Krone� haben sich inzwischen jahrelang bestens bewährt.
Der Saal im ersten Stock dagegen
wurde erst jetzt aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Im Oktober feierten
die Thaler die Wiedereröffnung dieses wunderschönen Veranstaltungsraums
mit fischgrätförmig gelegtem Parkett und einer aufwändigen Täfelung, die
Großteils in Eigenleistung restauriert wurde.
An alte Tanzzeiten erinnern lange
Bänke entlang der Wände, außerdem Holzsimsen, zum Abstellen der Getränke
etwas über Kopfhöhe angebracht, sowie zwei Durchreichen zum Gang. Ganz
neu ist im Thalsaal eine großzügige, raffinierte Bühne mit modernster
Technik, die in den ehemaligen Landwirtschaftstrakt des Gasthauses
hinausgebaut wurde.
Gut 200 Besucher fasst der
stilvolle Raum. Dadurch, dass die Bühne nicht an der Stirnseite, sondern
an einer langen Seite angebracht ist, wirkt er auch gefüllt, wenn nur 60
Gäste kommen.
�Wie eine große Stube� empfindet
Wolfgang Troy, Kulturveranstalter aus Egg, den Thalsaal. �Es gibt im
ganzen Bregenzerwald keinen vergleichbaren Saal�, sagt er und vermutet:
�Das hier könnte Kult werden.� Troy will dazu beitragen, indem er einmal
monatlich etwas Besonderes in das kleine Grenzdorf holt: Kleinkunst,
Jazz, Literatur oder Kammermusik - alles passt in diesen Rahmen.
Erste Veranstaltungen dieser Art
waren erfolgreich. Auch die Künstler waren von der Atmosphäre
begeistert. Die nationale �Randlage� von Thal möchte Troy als Vorteil
nutzen: Er plant auf hohem Niveau einen Kulturaustausch mit den
Allgäuern, der sich unter anderem in einem Auftritt der renommierten
Allgäuer Formation �Alpenblech� am 1. März niederschlägt. Und
möglicherweise geht auch noch mehr. Wolfgang Troy streckt seine Fühler
schon in Richtung Appenzell aus, um die Kulturbrücke noch weiter zu
spannen. Für solchen Austausch, so weiß er, gewährt die Europäische
Union Zuschussgelder.
Grenzüberschreitungen sind also
heute nicht mehr verboten für Kulturfreunde, die Schleichwege haben
ausgedient. Ein Ausflug nach Thal lohnt aber mehr denn je.
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